Monatslied Oktober 2017
Unser Monatslied: Groß sein lässt meine Seele den Herrn… (GL 879)
Dieses Marienlied bietet uns eine Umschreibung (Paraphrase) des „Magnifikat“. Sie stammt von dem Münchener Liederschreiber Martin Schraufstetter.
Der Lobgesang der Maria (Lk 1, 46–55) - ausgesprochen im Gegenüber zu Elisabeth – geht zurück auf das Lied der Hanna (1 Sam 2, 1-10). Sie war alt und kinderlos. Sie wurde gedemütigt, zuletzt durch den Priester Eli. Durch ihn erfährt sie, dass Gott ihr Schicksal wenden wird. Nach der Geburt Samuels kommt sie dorthin zurück, wo sie einst ihr Herz ausgeschüttet hatte, um Gott Lob zu singen.
Eine tiefe Kraft steckt im Magnifikat. Es „ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Lied, das je gesungen wurde“, sagt Dietrich Bonhoeffer. Für ihn spricht hier eine „leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria“. Häufig hat es Menschen in ausweglosen Situationen aufgerichtet.
Solche Härten hat unser Monatslied hinter sich gelassen, man hört sie nicht mehr. Im Blick auf den Gekreuzigten dürfen wir uns die Freiheit zum Jubeln nehmen. Dies kommt letztlich aus dessen Erniedrigung und dem kraftvollen Handeln Gottes an ihm.
Der Refrain wird gut ins Ohr gehen. Die Strophen werden eine leichte Zunge und bewegliche Lippen verlangen und uns fordern. Aber die Melodie wird uns mitnehmen….
Monatslied November 2017
Christuslob für die Heiligen (GL 548)
Unser Monatslied für den November entstand in England. Das neue Gotteslob bietet uns ja einiges von dort, man spürt die große Tradition des gemeinsamen Singens in der anglikanischen Liturgie. Der von unserem Kirchenchor immer gepflegte „Evensong“ ist von diesen Wurzeln inspiriert.
Der Liedtext stammt aus der Feder von William Walsham How (1823 - 1897), einem Geistlichen der Kirche von England. Gut 100 Jahre später wurde er ins Deutsche übertragen und von 11 auf 5 Strophen gekürzt. Die Melodie schrieb Ralph Vaughan Williams (1872-1958), Organist, Komponist und Dirigent. Er beschäftigte sich intensiv damit, englische Volkslieder zu sammeln. 1906 gab er ein neues Kirchengesangbuch heraus: The English Hymnal. Biblische Hintergründe und ein sinfonischer Stil prägten seine Kompositionen.
Das Lied führt uns zum Dank an Jesus Christus für die Heiligen, für ihr Vorbild und die stärkende Gemeinschaft mit ihnen. Im Gottesdienst verbinden wir uns mit ihnen. Sie sind schon vollendet, wir leben noch angefochten - geleitet durch sie - mitten in der Welt. Gerade im November ist dieser Ausblick notwendig und hilfreich. Das Lied könnte uns gut durch den Totenmonat begleiten und ihm eine Glaubensperspektive geben.
Monatslied Dezember 2017
Gott, heilger Schöpfer aller Stern… (GL 230)
Dass Kirchenmusiker und Theologen unser Monatslied für den Advent als
Konditor-Lied bezeichnen, hängt schlicht am Lateinischen Beginn: „Conditor alme siderum“. Ein Hinweis zum Schmunzeln, der auch hier einmal öffentlich werden darf.
Es stand schon im alten Gotteslob, ist aber noch nicht richtig in den Gemeinden angekommen. Das hängt an folgendem: die Melodie ist sehr alt (im 10. Jhdt bereits bezeugt); sie ist einer Kirchentonart geschrieben (im 4. Ton, also hypophrygisch); und sie beschränkt sich auf den Umfang von 6 Tönen. Das Lied klingt karg und ernst und ist gar nicht eingängig. Aber nach und nach erschließt sich dieses Lied in seiner Schönheit.
Der Text bringt den zweifachen Advent ins Gespräch: den zur Zeitenwende und den am Ende der Zeit. Beides ist Inhalt der Zeit auf Weihnachten hin.