Monatslied Januar 2018
Heilig, heilig…. (GL 749)
Wieder ein „Sanctus“-Lied zum Jahresbeginn.
Der Abschnitt aus Jesaja 6, die Berufung des Propheten Jesaja, ist u.a. Lesung am Nikolaustag, da kommen die ersten Worte des Sanctus vor. Jesaja sieht den HERRN auf seinem Thron; der Saum seines Gewandes füllt den Tempel; die Serafim rufen einander zu: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.“
Durch unseren Gesang nach der Dankgesang der Präfation und vor der Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu öffnen wir gleichsam den Raum dieser Gotteserfahrung. Wir stimmen uns ein auf das, was da an uns und in unserer Mitte geschieht. Wir erinnern die Heiligen, in denen sich Gott mitten in der Welt kundtut. Und wir begreifen uns als Tempel, in denen der Geistes Gottes Wohnung nehmen möchte. Es singt um uns herum und in uns, um in uns zu klingen: der Herr erfüllt Himmel und Erde mit seiner Herrlichkeit…
Monatslied Februar 2018
„Tanzen, ja tanzen wollen wir und springen, tanzen vor dem Herrn…“
(GL 462)
Das gilt vielleicht für Kinder, nicht aber für Erwachsene! Aber sind nicht auch sie Kinder Gottes? Warum nicht mit dem Körper, mit Händen und Füßen bewegt, beten?
Eigentlich ist das gut biblisch! Nach der Rettung am Schilfmeer schlug Mirjam die Pauke und tanzte vor den Geretteten her. Das gehört zu jeder Osternacht! Und als König David die Bundeslade nach Jerusalem brachte, tanzte und sang er zusammen mit dem ganzen Haus Israel vor dem Herrn. Psalm 149 empfiehlt in aller Ausgewogenheit: „Seinen Namen sollen sie loben beim Reigentanz, ihm spielen auf Pauken und Harfen“. Es muss ja nicht jeder alles mitmachen, aber anderes zulassen und würdigen. Eine ganz andere Perspektive bietet schließlich der Kirchenvater Augustinus:
„Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!“
Der Text stammt von Lothar Zenetti (geb. 1926). Er ist Priester der Diözese Limburg, war Jugendseelsorger und dann lange Pfarrer in Frankfurt – Sachsenhausen.
Die Melodie hat der Kölner Musiker und Theologe Norbert Caspers (geb. 1954) vor 30 Jahren komponiert.
Und gesungen wird es u.a. in der Pfalz!
Monatslied März 2018
Kreuz, auf das ich schaue… (GL 270)
Das Kreuz –Schmuckstück oder Glaubenszeichen? Für uns auf jeden Fall letzteres! In ihm fließen Leben und Sterben Jesu zusammen. Das Zeichen seiner Hingabe deutet Ostern, Auferstehung an.
Der Text unseres Monatslieds führt uns zum Kreuz als Hoffnungs-, als Lebenszeichen. „Betrachtung des Kreuzes am Morgen eines neuen Tages“ – diese Überschrift schlägt Meinrad Walter vor, er ist Musikwissenschaftler und Theologe in der Erzdiözese Freiburg.
Text und Melodie stammen von noch lebenden Autoren. Die Komposition verläuft fast ausschließlich in einem 2/2-Takt, einem ruhigen Duktus also. So gehen wir durchs Leben - Schritt für Schritt. Der vorletzte Takt aber fällt in einen 3/2–Takt, unser Tritt wird unterbrochen. Eine schöne Anregung: im Kreuz Jesu wird das Kreuz überwunden. Der Glaube daran holt mich aus dem natürlichen Trott, er verändert mein Leben und meinen Rhythmus, das mündet in einen beschwingten 3-er-Takt und kommt dann in der Schlussnote zur Ruhe.
Monatslied April 2018
„Freud über Freude…“ (GL 725)
Freud über Freude, da alle mir sagten: zum Hause des Herrn woll’n wir ziehen. Ein Liedtext, der sich eng auf ein Psalmengebet bezieht, auf Psalm 122, ein Wallfahrtslied. Ein Text, der die Wallfahrt zum Tempel begleitet und deutet. Friede in deinen Mauern, Überfluss in den Palästen, ein fester Stand, Lebens-Worte… Gott selbst wird dem Beter zur Speise. – Dies könnte unser heutiges Zusammenkommen begleiten und deuten, den Kirchgang. Warum nicht so mich selbst einstimmen…
Monatslied Mai 2018
O Maria, sei gegrüßt (GL 523)
Ein Marienlied des alten „Gotteslob“, das ein Schicksal mit einigen anderen Liedern teilt: es wurde kaum gesungen. Wahrscheinlich wurde es von altbekannt fröhlichen Marienliedern einfach verdrängt. Schade! Denn die Melodie hat wiederum etwas nach Innen führendes, sie trägt Text und Inhalt. Zwei der drei Strophen geben die Worte der schwangeren Elisabeth wieder, als die ebenso schwangere Maria sie besucht. Im 11. Jahrhundert hatte sich diese Begegnung im Gebet des „Gegrüßet seist du, Maria“ geformt. Im Rosenkranz wird dieses Mariengebet zu einer Christusbetrachtung: die verschiedenen Gesätze malen den Weg der Erlösung. Und dies führt zur dritten Strophe, zum Ausblick auf die eigene Todesstunde.
Monatslied Juni 2018
Lauda, Jerusalem, Dominum! (GL 857)
Lourdes-Atmosphäre klingt in unserem Monatslied an. Und mehr: der ganze Psalter. Die Verse nehmen den letzten der 150 Psalmen auf: Lobt Gott wegen seiner machtvollen Taten, wegen der Fülle seiner Größe! Lobt ihn mit Hörnern, Harfe und Leier, mit Trommel und Reigentanz, mit Saiten, Flöte und Zimbeln. Alles was atmet, lobe den Herrn!
Warum eigentlich ist das Gotteslob wichtig und sinnvoll? – Gott ist unsichtbar, verborgen und dennoch gegenwärtig. Gefühlt hält er sich zurück. Er handelt nicht nach unserem Mund. Und dennoch wirkt er, aber auf seine Art. Denn er ist Gott. Ihn zu loben holt ihn her, lässt ihn in die je eigene Wirklichkeit sprechen, vergegenwärtigt ihn, aber auf seine Weise.
Es ist gut und heilsam, sein Wirken mit jedem Atemzug zu verbinden, von Pause zu Pause, in melodischen spannenden Bögen…
Monatslied August 2018
Der Erde Schöpfer und ihr Herr... (GL 469)
Unser Monatslied ist ein Schöpfungslied. Die ersten beiden Strophen führen direkt zum dritten Schöpfungstag, zur Bereitung fruchtbaren Bodens: Meer und Land sind voneinander geschieden, jetzt ist fester Grund gegeben, aus dem es sprießen, der uns nähren kann. In der dritten Strophe dann eine Wende ins Innere des Betenden. Etwas unvermittelt klingt die dreimalige Verleugnung des Petrus an. Durch die Hingabe des Erlösers werden seine Tränen gleichsam zum Tau der Gnade.
Die Melodie in der für ein Schöpfungslied etwas ungewöhnlichen äolischen Tonart entfaltet sich in einem beschwingten 3-er-Rhythmus.
Monatslied September 2018
Die Nacht ist vergangen... (GL 83)
Zum Morgenlob führt uns unser neues Monatslied. Der Text geht auf Schweizer Benediktinerin Silja Walter zurück. Die Nacht vergeht, der Tag erwacht und mit ihm die Schöpfung. In der aufgehenden Sonne begegnen wir dem Auferstandenen, dem Kyrios. Wir schauen voraus auf seine Wiederkunft.
Die Taube in der 2. Strophe könnte an die erinnern, die Noach aus der Arche fliegen lässt. Der Ölzweig, den sie bringt, deutet den österlichen Gruß Jesu Christi an. Die Taube könnte aber auch für die Stimme der geliebten Braut stehen, von der das Hohelied erzählt.
Die Melodie - bei den Benediktinern in Münsterschwarzach entstanden - nimmt den Text auf und führt schlicht und ruhig hin zu Christus, dem Kyrios. Haben wir diese erst verinnerlicht, wird sie uns ergreifen.
Monatslied November 2018
Gottes Stern, leuchte uns... (GL 259)
Ja ist denn schon Dreikönig? Ist Weihnachten schon vorbei? – So werden Sie vielleicht fragen. Ganz praktisch gedacht: für den einen Tag am 6. Januar ein Monats-Lied vorsehen – das macht wenig Sinn. Und wir waren doch mit dem Stern das ganze Jahr unterwegs und sind angekommen am Ende des Kirchenjahres, einer Adventszeit. Er ist schon erschienen - wir warten auf seine Wiederkunft
Lassen Sie sich von den Licht- und Dunkel-Bildern dieses Liedes anregen. Der Stern Gottes will uns leuchten, uns zeigen, uns leiten. Unter dem Stern Gottes befinden wir uns auf dem Weg durch die Zeiten hin zur endgültigen Erscheinung des Retters. Die Melodie der letzten beiden (dann auch wiederholten) Takte führt uns durch eine ganze Oktav und darüber hinaus - aus den Niederungen der Welt und des Todes zu Gott hin. Weil wir den Stern gesehen haben, kommen, beten und glauben wir voll Freude.
Monatslied Dezember 2018
Ich steh an deiner Krippe hier (GL 256)
“Ich steh an deiner Krippe hier“ kennen wir doch schon! Es hatte im „alten“ Gotteslob eine andere Melodie. Jetzt singen wir nach J.S. Bach. Seine mollgefärbte Melodie führt uns leichter zu jener Innerlichkeit, von der der Text spricht. Der klingt für uns fast zu süßlich. Aber er greift Impulse der Zisterzienser und Franziskaner auf, die im hohen Mittelalter die sog. Spiritualität der Compassio pflegten, des Mitleidens mit Christus. „Es ist in jedem Worte ganz außerordentlich gefüllt und schön“ schreibt Dietrich Bonhoeffer im Advent 1943 aus der Gefängniszelle der Nazis zu diesem Lied (Widerstand und Ergebung, S. 97).
5 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges hat Paul Gerhard den Text. Das Lied hat 15 Strophen. Nur 4 haben im Gotteslob Platz gefunden, bei den Protestanten finden sich immerhin 9. Eigentlich schade! Die 14. Strophe (bei den Protestanten die 9.) drückt die Innerlichkeit schön aus: „So lass mich doch dein Kripplein sein: / komm, komm und lege bei mir ein / Dich und all deine Freuden.“ - Eine schöne Bitte dem Menschgewordenen Gott gegenüber!