Das Kreuz mit Weihwasser

Die einen gehen achtlos an ihm vorüber, andere tauchen bewusst die Finger ein, um sich dann damit zu bekreuzigen – ich spreche vom Weihwasserkessel am Kircheneingang.

Es gehört zu den guten alten Bräuchen, die teilweise etwas aus dem Blick geraten sind. Ich selbst nehme mich nicht aus – aber häufig lege ich mit dem Weihwasser ganz bewusst ein Kreuzzeichen über meinen Körper. Darin spricht Verschiedenes: Über meinem Leib kommt das Kreuz Jesu zum Ausdruck, ich verbinde mich und vor allem das, was ich und mir nahe stehende Menschen als Kreuz erlebe, mit ihm. Und er verbindet sich mit mir. Diese Nähe kann guttun, ich spüre Solidarität im Kreuz. Und ich darf hoffen und glauben, dass jener, der den Gekreuzigten aus dem Tod ins Leben führte, auch mich dorthin führen wird. Neben dem Kreuz Jesu kommt seine Auferstehung bei mir an.

Indem ich mit geweihtem Wasser ein Kreuz auf meinen Körper lege erinnere ich mich vor allem auch an meine Taufe. Sie ist der Beginn meines Glaubensweges. Dieser soll immer wieder aufleben. In meinem Tod wird er sich vollenden. Bei der kirchlichen Begräbnisfeier heißt es, während der Liturge Weihwasser über dem ins Grab gesenkten Sarg aussprengt: „Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“ Es ist gut, diesen Beginn immer wieder zu erinnern.

Früher gab es in jedem Haushalt einen Vorrat an geweihtem Wasser. Diesen Bestand konnte man aus einem größeren Behältnis in der Kirche immer wieder auffrischen. Ein kleines Weihwasserkesselchen neben der Tür bot dem Gehenden das besondere Nass an. Eltern setzten dem Kind und sich selbst ein Kreuz auf die Stirn. „Ich gehe unter dem Schutz Gottes, ich bin in Christus hinein getauft und zum Leben berufen….“ Manchmal hing ein solches Kesselchen auch im Schlafzimmer. Vor dem Einschlafen wurde damit das erinnert, was in Psalm 4 zu lesen ist: „In Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.“

Bräuche haben etwas zu sagen, auch wenn sie alt sind, selbst wenn sie nicht mehr modern wirken.

Im vergangenen Dezember war in unserer Rheinpfalz zu lesen, dass Weihwasser sogar dazu diente, an einer schon aufgebauten Krippe einen Schmorbrand zu verhindern. Ja, das Kreuzzeichen mit Weihwasser könnte mir im Alltag helfen, dass die Sorgen des Alltags nicht allzu sehr auflodern und mich verzehren.

Michael Janson