Präfation und Hochgebet - der Kern der Messfeier

In diesem Monat schauen wir auf einen der beiden großen Teile der Messe, auf die Eucharistiefeier.

Im Anschluss an das Dankgebet der Präfation und das Heilig-Lied wechselt die Gemeinde die Haltung, indem sich meist die Gottesdienstbesucher knien. Das drückt tiefe Ehrfurcht aus, die nur noch einmal - vor dem Empfang der Eucharistie - eingenommen wird. Eines aber sie auch bei dieser Gelegenheit deutlich betont: Ich kann auch in einer anderen Körperhaltung Ehrfurcht ausdrücken. Für den Abschnitt, der mit einem großen Lobpreis vor dem Vater Unser endet, hat sich der Begriff „Hochgebet“ gebildet, manchmal wird auch noch das Wort „Kanon“ dafür benutzt. In der Mitte dieses Textes steht das Herabrufen des Heiligen Geistes über Brot und Wein, sowie vor allem die Worte, mit denen Jesus im Abendmahlsaal nach dem Zeugnis des Neuen Testaments die Eucharistie eingesetzt hat.

Den Älteren unter uns ist der sogenannte „Römische Kanon“ noch im Ohr. Seit der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts hatte dieser sich gebildet. Vom Konzil von Trient an, mit dem die Katholiken auf die Reformation antworteten und sich neu sortierten, gab es nur dieses eine Hochgebet  -  bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) und der damit einhergehenden Liturgiereform. Dort besann man sich eines noch älteren Textes, der um 225 entstand und vom Hl. Hippolyt überliefert ist. (Vgl. Gotteslob, 588, 2.) Dieser sah in seiner Aufzählung übrigens nur ein Beispiel, wie ein solches Hochgebet lauten könnte, und ein Zeugnis dafür, welche Elemente es enthalten sollte. Der Text sollte von dem, der der Feier vorsteht, frei gestaltet werden. Darin sollten aber die wesentlichen Elemente enthalten sein.

Wenn ich heute im Gottesdienst den römischen Kanon verwende, kommen bei den älteren Teilnehmern Erinnerungen hoch: „Ja, so war das früher, jetzt erinnere ich mich!“. Und die jüngeren reagieren meist mit Befremden: „Diesen Text kann man doch heute kaum noch verstehen!“

Unser Messbuch enthält neben diesen beiden Hochgebeten noch zwei weitere, sie entfalten genau diese beiden mit anderen Worten. Daneben gibt es das Hochgebet „zur Versöhnung“. Aus vier zunächst nur für die Schweiz zugelassenen Hochgebeten haben sich jetzt ganz offiziell die vier „Hochgebete für Messen mit besonderen Anliegen“ entwickelt. Und schließlich gibt es drei Hochgebete für die Messfeiern mit Kindern.

Vielfach sind auch neue Hochgebete entstanden. Da wurde manchmal experimentiert. Meist wird betont: diese Texte dienen lediglich der persönlichen Betrachtung. Manchmal wird aber auch gefragt, warum man diese nicht auch benutzen darf, wenn sie denn wirklich alle für das Hochgebet vorgesehenen Elemente enthalten? Eine Position sagt: „Wir dürfen gerade in diesem Kern der Messe nur das verwenden, was von der offiziellen Kirche her erlaubt ist!“ Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass durch einen neuen Text auch interessante Impulse zum Verständnis der anerkannten Hochgebete ausgehen können.

Eine Rückmeldung heißt oft: das klingt alles immer gleich. Abgesehen davon, dass das bei 8 Hochgebeten und den 3 Hochgebeten für die Kindergottesdienste nicht ganz zutrifft – das immer Gleiche hat auch etwas Gutes. In unserem Leben ist ja ständig Vieles im Fluss. Ich muss mich immer wieder auf Neues einstellen und einlassen. Da ist es gut, an manchen Stellen auch sehr vertraute Worte zu hören. Es wird so sein, dass mich immer wieder einmal andere Gedanken erreichen und ansprechen. Verschiedene Priester betonen die Gebete unterschiedlich. Auch damit kommt Vielfalt zum Schwingen, selbst wenn die Worte gleich sind. Es hat also auch etwas Entlastendes, wenn man nicht immer jedes einzelne Wort in voller Konzentration mithören und beherzigen muss. Aber genau das fordert auch ein Hören, das dran bleibt, das hinter bekannten Worten die Aussagen erkennt.

Vielleicht gehen Sie in den nächsten Wochen noch bewusster und konzentrierter auf diesen Teil der Messfeier ein.

Ihr Pfarrer Michael Janson