Setzen, stellen, knien - was ist wann richtig? Zur Körpersprache der Heiligen Messe

„Wer sich in der Kunst die Sprache des Körpers zu deuten auskennt weiß ….“ Immer wieder klingt dieser Satz des Kinderbuchautors Janosch in seinem Büchlein „Schimanzki. Die Kraft der inneren Maus“ an. Wie alle guten Kinderbücher spricht es auch Erwachsene an. Der Mensch spricht auch mit seinem Körper, mit dessen Haltungen, mit Gesten. Das sagt oft mehr als Wortsprache.

Das wirkt sich auch auf die Feier der Liturgie aus. „Zur Wandlung kniet man sich!“ haben wir gelernt. „Und das Evangelium wird stehend gehört!“ Dabei ist es eher oberflächlich und schwach, diese Regeln nur deshalb zu befolgen, weil wir es so gelernt haben. Wertvoller ist es, sie gleichsam selbst zu finden. Und es sollte auch durchaus möglich sein, die Körperhaltung einzunehmen, die einem sprechend erscheint, selbst wenn sie sich absetzt von der Allgemeinheit. Freilich wird damit das gemeinsame Feiern und sich darin Bewegen getrübt. Wenn sich alle auch gemeinsam bewegen, das verbindet. Und dennoch sollte jede und jeder das tun können, was aus dem Inneren spricht.

Ich möchte dazu einladen, die verschiedenen Körperhaltungen vertieft zu entdecken. Zu sitzen ist bequem. Wir brauchen kaum Kraft und können ganz Ohr sein. Das ist die der Predigt und der inneren Betrachtung nach dem Empfang der Heiligen Kommunion angemessene Haltung. Auch die Lesung wird so gehört. Bei der Gabenbereitung bereitet sich der Mitfeiernde selbst.

Das Stehen drückt Ehrfurcht aus. Wenn jemand auf einen sitzenden Menschen zugeht, stellt dieser sich zur Begrüßung - nicht nur, weil es uns so eingetrichtert wurde. In der Messe stellen wir uns zum Einzug des Priesters und der Messdiener. Die darin sich ausdrückende Ehrfurcht gebührt Christus selbst, der Priester verkörpert ihn. Deshalb wird auch das Kyrie im Stehen gebetet, auch das Gloria. Selbstverständlich hört man das Evangelium im Stehen. Und auch zum großen Dankgebet im Anschluss an die Gabenbereitung, zur Präfation, stellt sich die Gemeinde. Auch das Tagesgebet zu Beginn und das Dankgebet gegen Ende der Messe betet die Gemeinde stehend mit. Schließlich wird auch der Segen am Ende stehend empfangen, führt er doch direkt zum Ausgesandt-Werden.

Im Knien drückt sich noch tiefere Ehrfurcht aus. Der Kniende macht sich klein vor einem anderen. Es ist die Haltung der Demut, des Dien-muts. Diese Haltung ist dem Hochgebet mit den Einsetzungsworten angemessen und auch der unmittelbaren Vorbereitung auf den Empfang des Heiligen Brotes, ebenso der Betrachtung nach dem Kommuniongang. Der eine oder die andere findet das Knien auch dem Gesegnet-Werden angemessen. Und das darf auch so sein.

Jetzt bleibt das Gehen noch zu bedenken. Das betrifft den liturgischen Dienst, aber auch jeden, der die Messe mitfeiert. In seinem Büchlein „Von heiligen Zeichen“ spricht Romano Guardini – einer der großen Theologen der liturgischen Erneuerung vor dem 2. Vatikanischen Konzil –  vom Schreiten. Auch darin spricht der Körper: Ich bin in der Ruhe und komme in sie hinein. Ich schraube mich von der Hektik alltäglichen Rennens herunter und komme in einem bedächtigen Schritt an. Das ist sicher kein Schleichen. Ich persönlich brauche das ruhige Gehen, um gut in der Liturgie anzukommen. Und ich hoffe, dass sich das auch überträgt. Und sollte jemand dabei unruhig werden: „Wer sich in der Kunst die Sprache des Körpers zu deuten auskennt weiß ….“

Michael Janson