Versöhnung und Beichte

Versagen und Schuld gehört zum Leben des Menschen. Keiner ist vollkommen. Keinem gelingt alles. Manches kann man, nachdem man es eingesehen hat, wieder einholen und gut machen. Anderes entzieht sich solch einem Nachbereiten. Es kann sein, dass der betreffende Mensch für mich nicht erreichbar ist. Vielleicht haben die Folgen meines Versagens eine eigene Dynamik entwickelt, die ich beim besten Willen nicht mehr einholen kann. Was ich getan habe und tue, habe ich nie ganz selbst in der Hand. Es übersteigt meine Kräfte.

Jesus kennt den Menschen, gerade auch in seiner Abgründigkeit, er kennt ihn tiefer, als er sich selbst zu erkennen in der Lage ist. In Jesus Christus darf der Mensch erkennen, dass Gott ihn sieht und kennt. Er verkündet einen barmherzigen Gott. Seine Liebe übersteigt selbst die eines guten Vaters und einer guten Mutter.

Die Kirche kennt eine Fülle von Formen, in denen Umkehr und Vergebung geschehen können. Das beginnt beim versöhnenden persönlichen Gespräch. Es ereignet sich beim Beten und häufig zu Beginn der Messe, wenn die Mitfeiernden eingeladen sind, ihre Fehler und ihre Schuld ganz im Verborgenen vor Gott zu bekennen.

Eine ganz besondere Form der Sündenvergebung ist das Sakrament der Buße, meist verkürzt als Beichte bezeichnet. Nach dem bereuenden Bekennen der eigenen Schuld und einem kurzen Gespräch darf der Priester im Sinne Jesu die Lossprechung (Absolution) geben. Dabei sagt er dem Beichtenden zu: "So spreche ich dich los von deinen Sünden...". Dieses Vergebungswort ist das menschliche und hörbare Zeichen für die unsichtbar sich vollziehende Vergebung durch Gott. Der Beichtende darf gewiss sein, dass das, was der Priester zusagt, von Gott her wirklich so ist. Dass dies mir persönlich definitiv zugesagt wird, darin liegt der eigentliche Wert der Beichte.

Die Kirche lädt die Gläubigen ein, das Sakrament der Buße bzw. Versöhnung öfter zu empfangen, zumindest aber im Zusammenhang mit dem Empfang wichtiger Sakramente und bei wichtigen Entscheidungen. Insgesamt ist die Beichte eine gute Gelegenheit, das eigene Leben und Handeln reflektierend zu betrachten und es mit dem barmherzigen Gott ins Gespräch zu bringen. Dabei kann auch deutlich werden, dass man sich zu Unrecht mit manchen Dingen belastet.

Der Priester ist an das Beichtgeheimnis gebunden. Keinem darf er von dem erzählen, was ihm anvertraut wurde. Auch darin liegt ein tiefer Wert des Bußsakraments.

Manche fragen: wann, bei welchen Fehlern muss ich denn definitiv beichten gehen? Die Frage wäre besser so gestellt: Wann ist es sinnvoll, beichten zu gehen? Immer dann, wenn ich mir etwas von der Seele sprechen oder mich aussprechen möchte. Es ist auch sinnvoll, sich eine gewisse Regelmäßigkeit zu gönnen. Und wo beichtet man? Früher war der sog. Beichtstuhl der einzige Ort. Heute wird häufig in einem Zimmer gebeichtet. Das Beichtgespräch ist an keinen festen Ort gebunden.

Die Älteren kennen noch die klassische Form der Beichte: welchen Satz der Beichtende z.B. sagt, wenn er den Beichtstuhl betrifft. Vielfach wurde nach einer bestimmten Vorlage gebeichtet, einem sog. Beichtspiegel. Davon gibt es zahlreiche, das Gesangbuch bietet einige an. Sie helfen, das eigene Leben umfassend zu betrachten. Man kann aber auch ohne solch einen Leitfaden in die Beichte gehen. Der Priester ist ggf. dabei behilflich, eine Form für das Beichtgespräch zu finden.

Zur Beichte gehört auch eine sogenannte "Buße". Dabei geht es nicht um eine bestimmte Gebetsleistung, die erbracht werden muss. Es geht vielmehr um einen Impuls, der für das eigene Leben sinnvoll erscheint.

Die Beichte hat immer wieder etwas Erlösendes und Befreiendes.  In der Pfarrei haben wir nur vor Weihnachten und Ostern Beichtgelegenheit. Sie können jedoch unabhängig davon mit einem unserer Priester ein Beichtgespräch vereinbaren. Oder Sie wenden sich an einen anderen Priester, zu dem Sie gehen möchten, oder an das Herz-Jesu-Kloster.